Manchmal laufen Linien zusammen, treffen sich in einem Punkt und kulminieren zu einer Ereignisdichte, die vielfältige Bezüge aufzeigt. Ein derartiges Linientreffen kam am ersten Adventswochenende in den Aktivitäten des St.-Gotthard-Gymnasiums zustande. Die Iuvenes Cantores gestalteten mit Bernhard Falk am Samstagnachmittag beim Adventsmarkt des Hospizes ein atmosphärisches Weihnachtsliederprogramm. Unter den Zuhörern waren Jugendliche aus Wien, die im Rahmen eines Begegnungsbesuchs mit dem Gemischten Chor des Gymnasiums die Gemeinde Niederalteich besuchten. Einige von ihnen waren schon vor zwei Jahren mit dem Kinderchor der Musikuni bei den Iuvenes zu Gast. Eingefädelt wurde der Besuch erneut von der ehemaligen Niederalteicherin Andrea Pfestorf, die an der Musikuni arbeitet. Das Werkstattkonzert am Samstagabend gab ein bewegendes Zeugnis von der Intensität des Treffens ab. Die Chöre traten dort erst getrennt unter der Wiener Chorleiterin Marlis Birkner und unter dem Niedralteicher Musiklehrer Alexander Gsödl auf, um dann eine Österreichisch-Bayerisches Vokalensemble zu bilden. Ein Mitbringbuffet schloss den stimmungsvollen Abend mit reichlicher Möglichkeit zum Austausch bei lokalen Bierspezialitäten ab.
Während sich die Chöre der Vokalarbeit widmeten, wurde in einem dreitägigen gleichzeitig stattfindenden Workshop für Bigband mit Dozenten aus Bayern und Oberösterreich der stilsichere Instrumenteneinsatz trainiert. Das Projekt wurde durch Zuschüsse aus dem EU-Förderprogramm Interregio gefördert. Die Bigband formierte sich aus Schülerinnen und Schülern des weiten Umkreises. Den Kern bildete die Niederalteicher Truppe unter Stefan Binder, der den Workshop organisiert hatte. Veranstaltet wurde er vom Verein Kulturboden e.V.. Der Chorverbund aus Wien und Bayern gesellte sich zum Abschlusskonzert des Workshops am Sonntagmittag zur groß besetzten Band als Backgroundensemble.
Während in der Schulaula fetziger Jazz erklang, stimmte Officium N in der Basilika den spirituellen Gegenpol mit der Missa Ecce sacerdos von Guerrero an. Das Ensemble setzt sich aus Absolventen und Freunden des Gymnasiums zusammen.
Das Niederalteicher Linienspiel könnte in der vielfältigen Überlagerung einen Vorgeschmack geben, wie der im Bau befindliche Fassboden mit Leben gefüllt werden könnte. Er braucht gerade das: Begeisterungsfähige Leute aus allen Generationen, die gefangen sind von Musik unterschiedlichster Stilarten, von ihrer grenzüberschreitenden Bindekraft und Ausdrucksmacht. Die strahlenden Augen der Iuvenes, der Bigbandteilnehmer, der Wiener und Bayerischen Sängerinnen und Sänger sprachen dafür Bände. Jetzt wäre es an der Zeit für die Verantwortlichen, die Stricke dafür in die Hand zu nehmen und kräftig zu läuten.
Bernhard Falk / 02.12.2024