Dass dieses Jahr fast passgenau der Termin getroffen wurde, hängt mit dem abiturlosen Jahrgang zusammen. Die Prüfungen sind üblicherweise da schon am Laufen, weshalb das Konzert meistens in den April vorgezogen wird. Dem fast hochgewachsenen G9 fehlt aber noch die 13. Jahrgangsstufe, die dann im nächsten Jahr zum Abitur antritt. Im Gotthardkonzert 2026 wird sie im Rahmen der Rosenzeremonie besonders geehrt, was diesjährig fehlte. Immerhin erhielten als Reminiszenz daran die beteiligten Lehrkräfte Stefanie Immertreu, Christoph Hackl, Alexander Gsödl, Peter Kessler, Stefan Binder und Bernhard Falk eine weiße Rose als Dank für die Leitung der Ensembles.
Schulleiter Johann Lummer stellte in seiner Begrüßung die Beziehung Gotthards zur heutigen Schülerschaft her. Aus dem ländlichen Reichersdorf stammend erhielt er seine Ausbildung in der Klosterschule und legte dann eine beachtliche Karriere als Klosterreformer und hochgeschätzter Berater hin, die ihn zuletzt in das Bischofsamt nach Hildesheim führte. Seine Kombination aus geistigen Anlagen, Disziplin und Beharrlichkeit ist für Generationen von Schülerinnen und Schülern ein Vorbild geworden, das zurecht in Ehren gehalten wird. In diesem Sinn hätte es dem Heiligen Gotthard sicher gefallen, was am Mittwochabend im Konzert zu hören und zu erleben war. Es ist allein schon eine erstaunliche Sache, dass im Gewusel von 150 Jugendlichen im Chorraum kein störender Laut zu vernehmen ist, dass sich alles auf die Musik und eine reibungslose Präsentation ausrichtet. Wie viel Beharrlichkeit für die Handhabung der Stimme und der Instrumente aufgebracht wird, stellten dann die Beiträge der Ensembles selbst unter Beweis. Von intimen Gitarrenklängen bis zum kraftstrotzenden Bläserschwall, vom glasklaren Sound des Mädchenchors zum finalhaften Halleluja von Händel, von der flexiblen Tongebung des großen Chors zum farbenreichen Orchesterklang: Alles atmete einen hochmusikalischen Geist, der das Konzert aus einem Guss erscheinen ließ.
War zu Gotthards Zeit geistlicher Gesang im Zentrum, so hat sich die Musik in seinen Gedenkkonzerten deutlich säkularisiert. Wobei die Kirchenakustik die feinen Arrangements der Songs Mamma mia, Fix you oder Royals in eine fast spirituelle Wolke hüllte. Und beim schmissig dargebotenen Happy von Pharell Williams hätte vielleicht der Heilige selbst im Kirchengestühl verhalten mitgewippt.
Bernhard Falk / 08.05.2025