St.-Gotthard-Gymnasium der Benediktiner Niederaltaich

Nebelschwaden, Mordgefahr und britischer Humor

Der Oberstufenkurs „Dramatisches Gestalten“ des St.-Gotthard-Gymnasiums Niederalteich feierte mit Ken Ludwigs Krimikomödie „Baskerville“ ein eindrucksvolles Bühnencomeback.

Nach fünfjähriger Spielpause wagten sich acht Schüler der neuen Profil- & Leistungsstufe und der 11. Klasse am vergangenen Wochenende an ein ebenso düsteres wie amüsantes Theaterstück – und überzeugten mit zwei witzigen, spannenden und ausgesprochen spielfreudigen Abenden.

Die literarische Vorlage, Sir Arthur Conan Doyles Der Hund von Baskerville, ist bekannt: Ein mysteriöser Todesfall im Moor, ein uralter Familienfluch und ein diabolischer Höllenhund, der den letzten Erben des Hauses Baskerville bedroht. Doch in Ken Ludwigs Theaterfassung wird aus dem klassischen Kriminalfall ein irrwitziges Spiel mit raschen Szenenfolgen, Rollenwechseln und britischem Humor – eine Herausforderung, die das Ensemble mit ihrer Kursleiterin Sr. M. Gratia Rotter mit bemerkenswerter Souveränität meisterte.

Ein maximal reduziertes Bühnenbild mit lediglich zwei Holzblöcken als bewegbaren Bühnenelementen bot das Setting für ein rasantes Wechselspiel zwischen Londoner Baker Street, nebelverhangenem Dartmoor und dem düsteren Baskerville Hall. Durch pantomimische Darstellung vor einem weißen Schattentuch in der Mitte des schwarzen Bühnenhintergrundes entführten die jungen Schauspieler in die Oper, wo Sherlock Holmes seine Gedanken ordnete oder ließen die alte Legende von Sir Henry und dem Höllenhund aus der Baskervill’schen Familienchronik lebendig werden. Vor allem aber begeisterten die jungen Darsteller mit ihren blitzschnellen Verwandlungen – durch Hüte, Perücken, Mäntel oder Schürzen, Wechsel von Stimmlagen, Akzenten und Körperhaltungen. Die acht Schülerinnen und Schüler sprangen mit Witz und Präzision zwischen den einzelnen Rollen hin und her, gaben mal den Inspektor mal die Haushälterin (Svenja Wieloch, 11b), den besorgten Freund der Baskervilles, Dr. Mortimer, ebenso wie den entlaufenen und gewalttätigen Sträfling Victor (Sebastian Strauch Q12), das Hausmädchen Daisy, den kastilischen Rezeptionisten oder skurrilen Schmetterlingsforscher Stapleton (Lukas Siedenburg Q12) und verwandelten sich vom Tontechniker am Computer in einen unheimlichen Butler oder diensteifrigen Botenjungen mit Leseschwäche (Christoph Gerstl Q12). Und dennoch hielten sie den Faden der Handlung stets in der Hand und führten mit Spannung und Humor durch den verwickelten Fall bis zum dramatischen Höhepunkt, als Holmes und Watson in großartigem Zusammenspiel den Fall lösten und den Bösewicht die gerechte Strafe im Moor ereilte. Während Lucas Hüttmann als Sherlock (Q12) brillant-besserwisserisch durch Logik glänzte, war Karolina Jaekel (Q12) als Watson treuer Freund, emotionaler Gegenpol – und durchgehend auf der Suche nach einem halbwegs rationalen Erklärungsansatz inmitten des zunehmend absurden Chaos’.

Auch Max Holzhammer (Q12) als verliebter Sir Henry und Giulia Starzengruber (Q12) in der Rolle der geheimnisvollen Beryll Stapleton spielten ihre Szenen humorvoll oszillierend zwischen komischem Kitsch und Romantik und brachten die Zuschauer zum Schmunzeln und zum berührten Mitfühlen. Auch die beiden wirkten in weiteren Rollen: Max Holzhammer z.B. als schwerhörige Lucy, die sich zu Dr. Watson hingezogen fühlt, oder Giulia Starzengruber als bequemes Zimmermädchen mit französischem Akzent.

Der Rollentausch wirkte bei den jungen Darstellern nie überstürzt oder gezwungen, sondern ging mit spielerischer Leichtigkeit und sichtbarer Freude vonstatten. So wurde nicht nur das schauspielerische Können, sondern vor allem die Wandlungsfähigkeit der Truppe zum eigentlichen Star des Abends.

Was nach außen mühelos wirkte, war in Wahrheit das Ergebnis von intensiver Beschäftigung mit Grundübungen der Schauspielkunst - hierbei unterstützte die aus Passau stammende Schauspielerin Carmen Jahrstorfer die ambitionierte Truppe bei einem Wochenendworkshop – und ausdauernder Probenarbeit.

Das Ergebnis konnte sich wirklich sehen lassen und brachte den zahlreichen Zuschauern, unter denen auch viele Ehemalige des Niederalteicher Oberstufentheaters waren, zwei kurzweilige und genussvolle Stunden; oder wie Bernhard Falk, Fachbereichsleiter des musischen Profils am St.-Gotthard-Gymnasium, es ausdrückte: „Man konnte sich genussvoll zurücklehnen und hatte beständig ein Grinsen auf den Lippen“.

Tobias Eichinger (8a) umrahmte mit mitreißenden Rhythmen und Klängen von Frank Marocco (Moscow Nights) und Astor Piazzolla (Libertango) das Theaterstück passend stimmungsvoll mit seinem Akkordeon.

Mit „Baskerville“ gelang dem Oberstufentheater ein furioser Theaterabend voller Tempo, Witz und Leidenschaft. Ein starkes Zeichen dafür, dass das Schultheater lebt – und wie!

Sr. Gratia M. Rotter / 23.07.2025

Fotos: Giulia Starzengruber