100 Jahre Wiedererrichtung der Abtei Niederaltaich – eine Schule pilgert

Kaum hat der Schulbetrieb im neuen Schuljahr wieder Fahrt aufgenommen, da setzt das St.-Gotthard-Gymnasium schon eine große Zäsur mit einer Sternwallfahrt anlässlich des Gedenkjahres des Schulträgers.

Dass es kein gewöhnlicher Wandertag war, der an diesem Freitag, dem 14. September 2018, stattfinden sollte, konnte der aufmerksame Besucher schnell erkennen: Alle Schüler und Lehrer trugen die gleiche dunkle Basecap mit einem großen SGG-Logo auf dem Kopf oder an ihrem Rucksack, weiß-rote Fähnchen wurden geschwenkt, man vergewisserte sich noch einmal über Uhrzeiten und Treffpunkte. Diesmal zogen nämlich die Klassen jahrgangsstufenweise aus zu einem ganz bestimmten Zielort, der in historischer Verbindung mit der Abtei Niederaltaich steht.

 

So brachten Busse die 5. Klassen nach Reichersdorf, die 6. Klassen nach Rinchnach, die 7. nach Oberalteich und die 8. nach Bischofsmais. Die 9. Jahrgangsstufe fuhr nach Metten, die 10. nach Schweiklberg und die Q 11 nach Kirchberg. Lediglich die Schülerinnen und Schüler der Q 12 erreichten ihren Bestimmungsort, die Frauenbergkirche in Hengersberg, zu Fuß.

 

An diesen Stätten wurden sie von den Niederaltaicher Benediktinern P. Thomas Wagner OSB (Hengersberg), Fr. Stephan Stadler OSB (Reichersdorf) und P. Ambrosius Obermeier OSB (Oberaltaich) oder von den Geistlichen vor Ort begrüßt. In Rinchnach erwartete Pfarrer Michael Nirschl, der früher selbst Schüler am SGG war, die Gruppe, in Bischofsmais P. Paul Ostrowski, in Kirchberg P. Slawomir Olech, in Schweiklberg P. Benedikt Schneider OSB und in Metten P. Athanasius Berggold OSB.

 

Nach einer gemeinsamen Statio, bei der die Pilgerkerze jeder Jahrgangsstufe gesegnet wurde, blieb noch Zeit für eine kulturelle Führung, mancherorts auch für einen Eisbecher, einen Döner oder gar eine Pizza. Die Busse brachten die Schüler dann zu den vorher festgelegten Ausgangsorten für die Fußwallfahrt rings um Niederalteich.

 

Bei Sonnenschein hätte es nun ein schönes Bild werden können, wie von allen Seiten her die großen Schülergruppen, zum Teil bei den Straßenquerungen von der Polizei eskortiert, gemeinsam auf die Basilika zuwanderten. Da aber gegen Mittag doch leichter Nieselregen einsetzte, zog es die jungen Leute immer schneller Richtung Schulhaus, um sich dort noch einmal ins Trockene zu flüchten. Als sie sich aber um 13.30 Uhr wieder vor der Basilika versammelten zum gemeinsamen Fest- und Schulanfangsgottesdienst mit Abt Marianus, zeigte sich auch die Sonne wieder und wärmte schon einmal den Rasen im Basilikagarten vor für den Ausklang nach dem Gottesdienst.

 

„Aus den Dörfern und aus Städten, von ganz nah und auch von fern, mal gespannt, mal eher skeptisch, manche zögernd, viele gern, folgten sie den Spuren Jesu, folgten sie dem, der sie rief, und sie wurden selbst zu Boten, dass der Ruf wie Feuer lief: Eingeladen zum Fest des Glaubens, eingeladen zum Fest des Glaubens.“ Gespannt, skeptisch, zögernd, gern betraten die einzelnen Jahrgangsstufen die Basilika, wo sie von Frater Vinzenz und Sr. M. Gratia begrüßt und mit den Klängen dieses modernen Kirchenliedes, fröhlich und frisch interpretiert von einer Lehrerband und den vier Mädchen der Schola, und unter Klatschen der jeweils schon anwesenden Klassen an die Plätze begleitet wurden. Da kam nun wirklich Feierfreude und Feststimmung auf, die dann in die gemeinsame Eucharistiefeier mündete. Der mit jungen Menschen dichtgefüllte Kirchenraum, die feierlich zelebrierte Liturgie und die mitreißenden rhythmischen Gesänge sprachen alle Sinne an und führten tatsächlich zu einer Berührung mit dem Heiligen, die erfüllte.

 

Auch Abt Marianus fand in seiner Predigt wieder den direkten Zugang zu den Herzen der Schülerinnen und Schüler, als er zuerst an die moderne Begeisterung für Mittelalterliches, Ritter, Grafen, Mönche, Zauberer und Hexen erinnerte. Im Zeitalter der Maschinen sei es leicht, sich mit Smartphone, Fernseher oder Computerspiel in diese vergangenen Zeiten zu versetzen oder sie auf Mittelaltermärkten und bei Burgspielen wieder erstehen zu lassen. Aber es bliebe doch nur eine Erinnerung aus zweiter Hand, ebenso wie die Suche der Schüler nach den historischen Spuren Niederaltaichs an den Orten der Umgebung. Vielmehr gelte es zu fragen, was die Menschen damals wirklich gedacht hätten, der Römer, der Ritter oder der Graf; was den Mönch antrieb, in das Kloster einzutreten; was den hl. Gunther und andere bewog, immer weiter in den Bayrischen Wald vorzudringen. Das, was diese Menschen damals im Innersten bewegte und was vielleicht viele heute im Zeitalter der Maschinen verloren hätten, ist die Suche nach dem Sinn des Lebens. Sie gaben sich nicht zufrieden mit den kurzfristigen Zielen von Abitur, Studium, Kohle Verdienen oder einem vordergründigen Spaß haben Wollen. Sie glaubten, dass da mehr ist, dass das Leben auf ein Geheimnis bezogen ist. Der Abt forderte die Schüler, Lehrer und Eltern, die sich inzwischen eingefunden hatten, auf, von den Menschen der vergangenen Zeiten zu lernen, das Geheimnis des Lebens wirklich selbst zu suchen und zu finden, statt zu versuchen, es mit einer App herunterzuladen und sich von außen anzusehen. Dann erst fange Geschichte an, zu uns zu sprechen von der einen, großen Geschichte, vom wahren Sinn des Lebens.

 

Ein wenig wurden vielleicht an diesem Tag und bei diesem Gottesdienst alle berührt von diesem wahren Sinn und Geheimnis, auf das wir alle bezogen sind. Wir erlebten es in der gemeinsamen Planung und Vorbereitung der Sternwallfahrt, die schon weit voraus im alten Schuljahr begonnen hatte, wo jeder aus der Fachschaft seine Ideen, Gedanken und Fähigkeiten einbrachte. Wir spürten es in der Gemeinschaftserfahrung der Durchführung dieses Tages, an der sich alle Kollegen ganz selbstverständlich verantwortlich und unterstützend beteiligten, so dass selbst die Schulleiter gern ihre Büros und Schulanfangsgeschäfte verließen und sich den Pilgergruppen anschlossen. Und wir berührten dieses Geheimnis bei der lebendigen Mitfeier der Hl. Messe durch die gesamte Schulfamilie.

 

Der geheimnisvolle Glanz, der sich durch die Liturgie in den Seelen ausgebreitet hatte, wurde nach dem Gottesdienst durch den strahlenden Sonnenschein ergänzt, der Schüler, Lehrer und Eltern im Innenhof zusammen mit Frater Vinzenz und köstlichen Salatbechern-to-go und erfrischendem Wasser erwartete.

 

So sei zum Schluss dem „Jubilar“ gedankt: der Abtei Niederaltaich, unserem Schulträger. Wir danken dafür, dass die Benediktiner von Niederaltaich in Treue zu ihrer langen Schultradition uns als Gymnasium tragen und ertragen. Wir danken, dass wir diesen schönen Anlass mit ihnen durch diesen besonderen Tag der Sternwallfahrt feiern durften. Wir danken Herrn Abt Marianus für die schöne Feier der Eucharistie, Frater Vinzenz für alle Hilfe und Mitwirkung bei der Vorbereitung und Durchführung, Fr. Stephan, P. Thomas und P. Ambrosius für das Mitgestalten der Stationes.

Es war wirklich deutlich geworden, was die Sternwallfahrt der ganzen Schule zur Niederalteicher Basilika zeigen wollte: die enge Verbindung der Schulgemeinschaft mit dem „Jubilar“, der Abtei Niederaltaich, die der Träger des St.-Gotthard-Gymnasiums ist, und die Dankbarkeit der Schüler und Lehrer an dieser traditionsreichen Stätte und in ihrer benediktinischen Atmosphäre lernen und lehren zu dürfen.