St.-Gotthard-Gymnasium der Benediktiner Niederaltaich

Eröffnungskonzert des Ohefestivals

Dem Ohefest kann man nach der fulminanten Eröffnung nur wünschen, dass es sich als tragende Größe im sommerlichen Konzertreigen etabliert.

Dass das erstmals in Niederalteich stattfindende Ohefestival mit Dvořáks tröstlich-melancholischer Cavatina eröffnet wurde, passte am Freitagabend wunderbar zum verlorenen Viertelfinale. Das Publikum, das vorher noch im Public Viewing mit der deutschen Nationalmannschaft mitgefiebert hatte, konnte im tiefgründigen Streichertrio das verlorene Spiel verarbeiten. Jonas Müller eröffnete zuvor in einer kurzen Ansprache das Fest. Sein Lehrer, der Pianist Gerold Huber, habe ihn darauf gebracht, in Niederalteich ein Festival zu organisieren. Eingeladen hat Jonas Müller dazu 14 Musikerinnen und Musiker, allesamt eine ganz junge Generation von hochbegabten Leuten, die das Klostergelände am Wochenende in fünf Konzerten bespielen.

Das Programm setzt sich aus Solo- und Kammermusik zusammen. Musik also, bei der man das Gras wachsen hört, die in feinsten Nuancen Klänge öffnet und schließt, mal energisch, mal versonnen und am Rand der Stille. Das Eröffnungskonzert stellte dabei in einem Reigen aus gemischten Kompositionen einen Überblick dar, worum es im Ohefest geht: Um eine hochdifferenzierte Kunst, vorgetragen von Meisterinnen und Meistern des Fachs. Wie selbstverständlich kommunizierend in Dvoraks Trio, mit einer in den Bann ziehenden Virtuosität, wie Leonard Becker auf der Gitarre, oder alle lyrischen und dramatischen Klangbereiche des Klaviers auslotend, wie Johannes Obermeier in Schumanns Carneval. Dann zum Abschluss fetzig rockend mit dem Duo Rabonde und David Volkmer an der Gitarre.   

Der späte Beginn nach dem Viertelfinale tat der Wirkung des Konzerts keineswegs Abbruch. Im Gegenteil machte sich eine Serenadenstimmung in der allmählich hereinbrechenden Dämmerung breit, in der sich die Fußballmisere bestens vergessen ließ.

Dem Ohefest kann man nach der fulminanten Eröffnung nur wünschen, dass es sich als tragende Größe im sommerlichen Konzertreigen etabliert. Das Konzept hat es nämlich durchaus in sich. Es geht um die Vermeidung jeglicher bildungsbürgerlichen Attitüde, um das Widerlegen der Vorstellung, dass diese Art von Hochkultur eine sozial bedingte Zugangsbeschränkung besitzt. Das ist schlicht und einfach nicht der Fall. Jonas Müller steht mit seinen Mitmusikerinnen und Mitmusikern dabei für eine junge Generation von Künstlern, für die zwischen Popkultur und Klassik keine Grenzlinie besteht.

Exemplarisch dafür: Nach der pianistisch klangreichen Kost Schumanns lässt das Duo Rabonde nur mit Cello und Klarinette die Sau heraus und schlägt das Publikum in den Bann. Später kommt eine bestens aufgelegte Gitarre dazu. Das ist mindestens so spannend, wie ein Freistoß von Toni Kroos. Und beides schließt sich ja nicht aus. Es sind beides Kunstformen, die vom Leben erzählen, die Geschichten erzählen, in denen man sich erkennt und erlebt.

Gerade junge Leute sollten sich das Ohefest vormerken, um zu erleben, wie Musik ohne Strom atemlos machen, zum Staunen, Rocken und Lachen bringen kann. Die Planungen für das nächste Jahr laufen schon.

Bernhard Falk / 11.07.2024