St.-Gotthard-Gymnasium der Benediktiner Niederaltaich

„Gemeinsam im Einsatz für die Heranwachsenden“

Rezertifizierung der „Erziehungsgemeinschaft“ am SGG durch das Katholischen Schulwerk in Bayern

Erziehung ist einer der Grundaufträge von katholischen Schulen. Dies kommt in der Schrift Gravissimum Educationis sowie in den Qualitätskriterien für katholische Schulen zum Ausdruck.

In der Pastoralkonstitution gaudium et spes, die sich mit der Kirche in der Welt von heute befasst, heißt es, dass Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi sind. Gaudium et spes tritt nicht nur bei den Jüngern Christi zutage, sondern auch bei unserer Schulfamilie, den Menschen von heute! Das Christ-Sein ist also nicht als schmückendes Beiwerk zu verstehen, sondern als Quelle und Wurzel, aus der wir unser Schulprofil, unsere Haltung den Schülern und Eltern gegenüber und unser erzieherisches Handeln ableiten.

 

Der gebundene Ganztag am Sankt-Gotthard-Gymnasium der Benediktiner Niederalteich (SGG) ist geradezu prädestiniert dafür, den schulischen Alltag nach dem christlichen Menschenbild zu gestalten. Dieses Thema kann jedoch nur in enger Zusammenarbeit mit den Eltern gelingen, die ebenso großen Bedarf an Unterstützung haben. Das zeigt auch die Antwort auf die Frage, ob es heute eher leichter oder schwieriger geworden ist, Kinder zu erziehen. mindestens 50% aller Befragten finden Erziehung heutzutage schwieriger als früher, so das Ergebnis einer Umfrage der Vodafone Stiftung („Was Eltern wollen – Informations- und Unterstützungswünsche zu Bildung und Erziehung“) aus dem Jahre 2016.

Aus der Sicht der Kinder sind zwei der gravierendsten Problemfelder von heute die Heterogenität der Familien und neurobiologische Erkrankungen wie ADHS, die die Lernleistung beeinträchtigen können. Auch hier gilt es, Synergieeffekte zu nutzen und Eltern zusammen mit professionellen Beratern zu unterstützen.

Außerdem kommt dem Elternhaus die größte Bedeutung für den Bildungserfolg der eigenen Kinder zu. Sie ist erwiesenermaßen mehr als doppelt so hoch wie die von Lehrern, Unterricht und Schule zusammen! Alle Pisa-Studien haben das belegt. Es ist also durchaus angebracht, von einer Bildungs- und Erziehungsmacht der Familien zu sprechen.

ABER: Die Einflussmöglichkeiten der Schule müssen nicht zwingend auf diese rund 30% begrenzt bleiben, wenn sie mit den Eltern kooperiert, indem sie ihnen verdeutlicht, wie groß ihr Einflusspotenzial ist und ihnen unter professioneller Anleitung hilft, ihrer Verantwortung gerecht zu werden.

Ein weiteres Problem stellt der Zeitfaktor aus der Sicht der Eltern dar. Zum einen beteiligen sich Eltern von Ganztagsschülern weniger an der Schule als Eltern von Halbtagsschülern, zum anderen kommt durch den gebundenen Ganztag auch noch die Familienzeit zuhause zu kurz. Dieses Defizit kann aber durch eine neue und engere Form der Zusammenarbeit mit den Eltern ausgeglichen werden.

Als Konsequenz daraus ergab sich für die Schulfamilie am SGG, dass Eltern in ihrer Erziehungsarbeit unterstützt und gewürdigt werden müssen. Dies erforderte gezielte Schulungen.

Schüler, Eltern und Lehrkräfte profitierten gleichsam davon. Im Schulalltag entstehen Konfliktsituationen, die unbefriedigend verlaufen, weil es beispielsweise an einer professionellen Gesprächsführung mangelt. Die Fortbildung „Elterngespräche professionell führen“ unter der Leitung von Frau Marianne Voit-Lipowsky war hierbei ein wichtiger Baustein, ebenso Schulungen für Eltern (FamilienTeam) und Lehrkräfte (KlasseTeam) in Sachen Eskalationsbewältigung, Emotionscoaching und Burnout-Prophylaxe.

Das Projekt kann somit als Gewinn für die gesamte Schulfamilie gewertet werden. Das Konzept wurde von der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg wissenschaftlich begleitet und evaluiert, die Rezertifizierung des SGG am 12. Oktober 2023 wurde von Frau Dunja Müller (Referentin für Schulentwicklung und Evalutation, Katholisches Schulwerk) vor Ort und im Beisein des Elternbeirats unseres Gymnasiums durchgeführt. Voraussetzung dafür war die Teilnahme von Lehrkräften an einer großen Vielfalt von Fortbildungen zu Themen wie Cybermobbing, Online Fake News, sexueller Missbrauch, Digitales Lernen u.v.m. Darüber hinaus ergriff das SGG weitere zahlreiche Maßnahmen in Eigeninitiative, um seine Erziehungsgemeinschaft zu stärken und weiter auszubauen

Bindung kommt vor Bildung. Untersuchungen haben das mehrfach bewiesen. Am SGG wird durch fortschrittliche Elternarbeit eine „Erziehungsgemeinschaft“ gepflegt und somit ein Lernort kreiert, mit dem sich die Lernenden nachweislich identifizieren können. Das zeigte nicht zuletzt die wertschätzende, überaus positive Resonanz der Elternschaft anlässlich der Rezertifizierungsveranstaltung.

Katharina Oberneder / 26.10.23