Der Heilige Mauritius ist der Kirchenpatron der Basilika Niederaltaich. Der frühchristliche Märtyrer stammte aus Nordafrika und war Heerführer im römischen Dienst. Sein Gedenktag ist der 22. September, der im Kloster traditionsgemäß mit besonderen Feierlichkeiten begangen wird.
Anlässlich des Gotthard-Jahres lud Schulleiter Johann Lummer am Mauritius-Tag hochrangige Gäste in das Gymnasium ein, um über kirchliche Schule zu diskutieren. Im Gotthard-Saal standen Landrat Bernd Sibler, der Finanzdirektor der Diözese Passau Dr. Josef Sonnleitner und Dr. Peter Nothaft, der das Katholische Schulwerk in Bayern (KSW Bayern) leitet, Rede und Antwort. Dazu gesellte sich der stellvertretende niederbayerische Bezirksvorsitzende des Bayerischen Philologenverbands Thomas Dürmeier, der den Rang der gymnasialen Bildung und die besondere Verantwortung der Berufsqualifizierung aus der Sicht des Berufsverbandes darstellte. „Kirchliche Schulen in die Zukunft tragen“ lautete der Schwerpunkt, unter dem die konfessionellen Einrichtungen betrachtet wurden.
Dabei setzte Sibler in seinem Impulsvortrag den Schwerpunkt auf die historischen Wurzeln der Klosterschulen, die zum Traditionsrepertoire der Ausbildungsstätten gehören. Als solche garantieren sie eine Kontinuität, die in der Bildungslandschaft wesentlich erscheint. Bezüglich der Finanzierung von kirchlichen Privatschulen verwies der Landrat auf die jüngsten Beschlüsse der Bayerischen Staatsregierung sowie des Landtags, die nunmehr eine angesichts der großen finanziellen Belastungen der Schulträger zeitgemäßere, progressivere Transferleistung vom Staat für die immensen Aufwendungen der Schulen gewährleisten. Der KSW-Direktor brachte stellvertretend für alle Schulträger den Dank und die Anerkennung für diese grundlegend wichtigen Beschlüsse. Der Landrat betonte, dass jede Institution - das galt für das von Joscio 1723 gegründete Seminar, wie für die heutigen Schulen - auf einer soliden Finanzbasis stehen muss und bekundete hierzu auch die Unterstützungsbereitschaft des Landkreises in schwierigen Zeiten.
Dr. Nothaft und Dr. Sonnleitner wiesen dabei auf die Schwierigkeiten hin, die sich heute durch die finanztechnische Vorausplanung der Versorgungsleistung für Kirchenbeamte und Kirchenbeamtinnen ergebe. Die dafür nötigen Rücklagen stellen für den Diözesanhaushalt eine große Herausforderung dar. Dabei ist die Ausweisung des Kirchenbeamtentums ein wichtiger Faktor in der Personalakquise der Schulen in privater Trägerschaft, allerdings nicht der ausschließlich einzige Faktor: u.a. Wohnortnähe, Schule mit Wohlfühlatmosphäre, mögliche Laufbahnvorteile als ABD-Lehrkraft seien hier zu nennen. Die Übernahme von gewissen Sozialversicherungsbeiträgen bei unbefristeten Angestelltenverhältnissen durch die Schulträger bringe eine zur Beamtenbesoldung vergleichbare Entlohnung mit sich. Zudem sparen die Schulträger für die Lehrkräfte über die gesetzliche Rente hinaus durch Einzahlungen in eine Zusatzversorgungskasse (ZVK) einen bedeutsamen Beitrag zur Altersvorsorge an. Der Finanzdirektor verwies bereits jetzt auf zusätzliche Möglichkeiten der Ruhestandsvorsorge durch das Mittel der sog. Entgeldumwandlung, die bereits jetzt von jeder Lehrkraft individuell umsetzbar sei. Die Anstrengungen für die Personalbindung und Personalgewinnung von Seiten des KSW Bayern und der Diözese Passau würden auch weiterhin intensiv verfolgt. Die Thematik werde auch in der Ausgestaltung des ABD (Arbeitsrecht Bayerischer Diözesen) in der KODA ("Kommission für das Arbeitsvertragsrecht der bayerischen Diözesen", aus Dienstnehmer- und Dienstgeberseite paritätisch besetzt) weiter diskutiert. Vor dem Hintergrund des Lehrermangels werde dies umso mehr brisant – waren sich die Vertreter der Kirchen einig.
Einig waren sich die Referenten auch in der Bedeutung, die kirchlichen Schulen zukommt. Auch in Zukunft sollen sie eine finanzielle Ausstattung erhalten, die nicht nur ihr Überleben, sondern ein gedeihliches Arbeiten und Planen sichere.
Vor der Diskussion stellten Christof Raabe und Bernhard Falk, die Verfasser der historischen Beiträge in der Festschrift zum Schuljubiläum, ihre Aufsätze vor. Deutlich wurde darin die weitreichende ideelle Verbindung, die zwischen der heutigen Schule und dem Seminar 1723 besteht. Daneben gibt es aber auch Unterschiede, wie gewandelte soziokulturelle Bedingungen. Die neue Schule ist eingebunden in eine Bürgergesellschaft und wird gleichzeitig von der Kirche getragen. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit des Dialogs zwischen den Gruppen, wie er am Festabend zu Ehren des Heiligen Mauritius exemplarisch umgesetzt wurde.
Musikalisch umrahmten die Nachfolger der Seminaristen von 1723, die Iuvenes Cantores, sowie Schülerinnen der Oberstufe den Abend. Angeregte Gespräche ergaben sich beim abschließenden Empfang in der Aula, den die Singer-Songwriterin Svenja Klein untermalte.
Bernhard Falk / 25.09.23