St.-Gotthard-Gymnasium der Benediktiner Niederaltaich

Stimmspiele mit we-play - Kilian Sladek in Niederalteich

Zwei Stunden Raum zur Entfaltung und Entwicklung. Unter dieses Motto stellten am Samstagabend der Jazzsänger Kilian Sladek und der Pianist Theodor Kollross ihr Konzert im Gotthardsaal des Gymnasiums Niederalteich. Damit meinte Sladek zum einen die musikalische Gestaltung, bezog aber auch seinen eigenen Werdegang an der Schule mit ein. 2013 hat er in Niederalteich Abitur gemacht und seine Schulzeit als gedeihliche Entfaltung seiner Fähigkeiten erlebt. Wohin ihn dann seine Professionalisierung im Jazzstudium an der Musikhochschule München und Riga geführt hat, konnte man an diesem Abend erleben.

Er gestaltete sich zu einer Entdeckungsreise dessen, was Vokalmusik sein kann. Aus dem Assoziationsfeld zur menschlichen Stimme blieb kaum ein Bereich unberührt. Sladek gluckst, schnaubt, zwitschert, zischt. Dazwischen singt er auch im samtig grundierten Bariton im Wechsel zum hauchigen Falsett, wie ein Jazzsaxophon. Und weil er sich, wie er erklärte, keine Band leisten könne, animierte er das Publikum zu rhythmischen Akzenten und mehrstimmigen Tonschleifen, die seine Improvisationen und die des Pianisten untermalten. Solche Erweiterungen klassischer Konzertformate, die auf den Abbau der eingefahrenen Hierarchie zwischen Publikum und Interpret abzielen, sind heikel. Sie bekommen schnell den pädagogischen Touch einer Musikstunde in der Mittelstufe. Nichts davon bei Sladek. Er weiß, was er tut, nämlich der Vielfarbigkeit und dem rhythmischen Drive seiner Interpretationen eine weitere Farbe hinzuzufügen, das Spektrum zu erweitern, das seine virtuosen Sprach- und Silbenspiele bietet. Überhaupt spielen: Das ist wohl die Grundlage der Musik von we-play, wie sich Kollross und Sladek nennen. Das spontane Spiel, das Erleben des Moments und das Staunen darüber, was sich aus dem Spiel im Moment ergibt, welche Richtung es einschlägt und welche Gestalt es annimmt.

Dies gemeinsam mit Kilian Sladek erlebt zu haben, mit ihm zu spielen und seiner Entwicklung zu folgen, genoss das Publikum ganz offensichtlich. Am Ende großer Applaus.

Bernhard Falk / 01.10.23