St.-Gotthard-Gymnasium der Benediktiner Niederaltaich

Schultheater

Anmutiges Sommertheater am St.-Gotthard-Gymnasium entführt ins Land des Lächelns

Die Schülerinnen und Schüler des Kurses Dramatisches Gestalten Q 11 führten „die Eroberung der Prinzessin Turandot“ von Wolfgang Hildesheimer als Freilichttheater auf.

Es war eine Premiere der besonderen Art am 5. Juli 2019 vor der Alten Turnhalle an der Tassilostraße: Zum ersten Mal führte ein Theaterensemble des St.-Gotthard-Gymnasiums ein Stück als Freilichtveranstaltung auf. Nach einer glühend heißen Woche bescherte ein bewölkter Himmel am Wochenende zwei laue Sommerabende, und gegen die Mückenplage reichten die Veranstalter immer wieder Mückenspray durch die Reihen. So konnten die jeweils rund 70 Zuschauer am 5. und 6. Juli einen entspannten und amüsanten Abend genießen und sich von den engagierten Schülerinnen und Schülern des Theaterkurses der Q 11 mit Hildesheimers Komödie in zwei Akten in das Land des Lächelns entführen lassen.

 

Vor der schlichten Kulisse, die auf der Veranda der Turnhalle aufgebaut und von Patrizia Hinz (Abiturientin 2019) mit chinesischen Schriftzeichen ausgestaltet worden war, kamen die bunten Kostüme und die fernöstlich geschminkten Gesichter der Schauspieler wundervoll zur Geltung. Ein Teil der Kostüme war dem Ensemble von Schwester Josephin Nguyen von den Dominikanerinnen in Niederviehbach zur Verfügung gestellt und sogar von ihrer Familie in Vietnam angefertigt worden.

 

Der Stoff von der eiskalten, schönen Prinzessin Turandot, die mit ihren Freiern um deren Leben rätselt, ist vor allem durch die Oper von Puccini (1924) und das Theaterstück von Carlo Gozzi (1762) bekannt. Wolfgang Hildesheimer schuf mit seiner Komödie „die Eroberung der Prinzessin Turandot“ eine amüsante und böse Gesellschaftssatire auf die Vergänglichkeit der Schönheit und eine „Great-Deal-Politik“ größenwahnsinniger Politiker.

 

Am Hof der Kaiserin von China (Sophie Weiß) ist nichts so, wie es scheint. Jeder spinnt seine eigenen Lügen, und dafür, dass das Volk diesen glaubt, sind die drei Weisen, der Oberpriester (Laura Glockner), der oberste Vogeldeuter (Susanne Kroiß) und der oberste Hüter der Kühe (Scarlett Kelmendi) verantwortlich, deren Aufgabe es ist, die Auslegung der Vorzeichen den jeweiligen politischen Schachzügen des Kanzlers Hü (David Busch) anzupassen. Ein falscher Prinz (Jakob Till) kämpft mit Lügenmärchen um die echte Prinzessin (Anastasia Rejter), ein echter Prinz (Nico Schneider), der als Gast geladen war, kommt als verlogener Eroberer. Und doch ist da unter all den Lügengespinsten und dem falschen Schein die Suche nach der wahren und echten Liebe.

 

Prinzessin Turandot, die einzige und kluge Tochter der Kaiserin von China, hat nach dem Willen der Götter ein Gelübde abgelegt, dass nur ein Freier, der sie beim Smalltalk besiegt hat, sie besitzen wird. Freier, die von der Prinzessin besiegt wurden, verlieren ihr Reich und ihre Ehre, und wie man munkelt: auch ihr Leben. 19 Prinzen aus allen Teilen Asiens waren bereits ausgezogen, weil sie die chinesische Prinzessin, deren Schönheit legendär sein soll, besiegen und den Drachenthron gewinnen wollten. In Wahrheit will die Prinzessin sich nur nicht verschachern lassen und einen Mann heiraten müssen, der ihr intellektuell nicht gewachsen ist. An die Götter glauben im chinesischen Reich nicht einmal mehr die Priester.

 

Da die Herrschaftsgebiete der Verlierer automatisch an China fallen, ist dieses Reich inzwischen immens gewachsen. Der machtgierige Kanzler Hü wiegt sich in Sicherheit. Da lange keine Freier mehr gekommen sind, hofft er, selbst die Prinzessin, die inzwischen in die Jahre gekommen und deren Schönheit verblasst ist, zu heiraten und Kaiser von China zu werden. Um von seinen Interessen abzulenken, erklärt er Persien den Krieg.

 

Da meldet sich unverhofft und zur großen Freude der umständlichen Zeremonienmeisterin Tse (Alina Rager) ein neuer Kandidat, der Prinz von Astrachan. Dieser stellt sich jedoch als ein Abenteurer heraus, der schon 14 Prinzessinnen verführt und sitzen gelassen hat. Auf der Suche nach einer Frau, der es nicht nur um Ehrgeiz und Macht geht, ist er an den chinesischen Hof gekommen, um sein Glück zu wagen.

 

Als sich herausstellt, dass er sich den Titel eines Prinzen von Astrachan nur angemaßt hat, wird der Bewerber in den Kerker geworfen und soll hingerichtet werden. Die Kaiserin sucht nun in Torschlusspanik unter dem chinesischen Adel einen Heiratskandidaten und der Kanzler Hü macht einen echten Prinzen von Astrachan ausfindig und lädt ihn ein, um die Prinzessin zu heiraten. Auch hier ist alles Lüge, der Kanzler will Turandot selber heiraten und der echte Prinz kommt nicht als Gast. So löst sich schließlich alle Diplomatie und Großspurigkeit in Chaos auf. Doch am Ende gelingt es der sanften Überredungsgabe der klugen Turandot, den Eroberer mit ihrer ehemaligen Sklavin Pnina (Magdalena Bräu) zu verkuppeln und beide vor dem Volk als echtes Prinzenpaar auszugeben und den falschen Prinzen als ihren eigenen Ehemann und Berater des intellektuell überforderten Eroberers zu etablieren.

 

Ergänzt wurde das Ensemble noch durch die Sklavin Liang (Isabell Weber) und die drei Diener und Wachen (Nadine List, Jenny Stöter und Patrizia Hinz als Gastspielerin). Umrahmt wurde das Theaterstück von Kristina Manneck an der Harfe mit drei Rimbarellen von Bernard Andrés .

 

In der Pause gab es Erfrischungen im Pfarrheim und am Ende viel Applaus für die jungen Darsteller, die wieder einmal ganz in ihrem Element aufgegangen waren.

 

Das Experiment einer Aufführung im Freien war gut gelangen und hatte eine ganz besondere Atmosphäre, so dass sicher auch für das nächste Sommertheater 2020 an eine Freiluftveranstaltung gedacht werden kann.