St.-Gotthard-Gymnasium der Benediktiner Niederaltaich

Schultheater

Oberstufentheater des St.-Gotthard-Gymnasiums Niederalteich inszenierte Bernard Shaws Pygmalion

An beiden Aufführungsabenden am 6. und 7. Juli 2018 gelang es dem Ensemble, die jeweils ca. 100 Besucher mit dem zeitlosen Klassiker des Dubliner Dramatikers zu fesseln und zu begeistern.

Damit hatten sich die 12 Schülerinnen und Schüler des Q11-Kurses Dramatisches Gestalten mit ihrer Sommerinszenierung viel vorgenommen, wie ihnen im Verlauf der Proben bewusst wurde. Es war nicht nur jede Menge Text für die Hauptdarsteller der Eliza Doolittle (Elena Rainer), Prof. Henry Higgins (Benedikt Schiefl) und Oberst Pickering (Dominik Jung) zu lernen, es mussten auch Kostüme im Stil des beginnenden 20. Jh. und entsprechende Möbel für die Bühnenausstattung zusammengetragen werden. Die Kostüme fanden sich im Laienspielzentrum Mainkofen, die Möbel und Sonstiges für die Requisite steuerten die Mitschwestern der Kursleiterin Sr. M. Gratia Rotter aus dem Nikolakloster der Deutschordensschwestern in Passau bei. So entstand ein stimmiges Bühnenbild, dem das engagierte Spiel der jungen Darsteller durchaus entsprechen konnte.

Elena Rainer überzeugte hinreißend in der Rolle des Blumenmädchens: Kreischend und im derben Berliner Gassenjargon, den die Übertragung von Siegfried Trebitsch vorgab, fluchend beherrschte sie die ersten beiden Szenen, versuchte dann als automatisierter Sprechroboter bei einer Teegesellschaft ihre neu angelernte Artikulation unter Beweis zu stellen und bot schließlich als souveräner Widerpart ihrem Lehrer und Peiniger Higgins die Stirn. In der Figur des exzentrischen Sprachforschers Higgins steckt wohl viel von Bernhard Shaw selbst, seine satirische Überspitzung und unverbrämte Arroganz, das Nebeneinander von Humanität und Idealismus auf der einen und Gefühllosigkeit und Menschenverachtung auf der anderen Seite.

Higgins wettet mit dem Oberst Pickering, in drei Monaten Schulung aus dem Blumenmädchen eine in der besten Londoner Gesellschaft vorzeigbare Dame zu machen. Dabei schlägt er alle Warnungen in den Wind, die ihm von seiner Haushälterin Mrs. Pearce, verkörpert von Laura Glockner, oder seiner Mutter Mrs. Higgins (Martina Meyritz) vorgehalten werden. Mrs. Higgins macht sich Sorgen um die Zukunft des Mädchens, wenn der realitätsferne Professor sein Experiment abgeschlossen und Eliza sich an ein Leben gewöhnt hat, das sie sich später nicht wird leisten können. Seine Haushälterin ahnt, dass der Professor in seiner Schülerin Gefühle wecken wird, mit denen der eingefleischte Junggeselle selbst nichts anzufangen weiß.

Benedikt Schiefl beherrschte als Higgins seine schwierigen Textpassagen mit den oft paradoxen Gedankengängen. Er gab dieser Figur zwar reichlich jugendlichen Überschwang, konnte aber auch deren zynischen Snobismus gut vermitteln. Beeindruckend war, wie intensiv selbst die Darsteller kleiner Nebenrollen sich in ihre Figuren hineingelebt hatten. Patrizia Hinz verkörperte hervorragend den Typus des bescheidenen und beflissenen Dienstmädchens. Nico Schneider und Paul Rüpl vertraten als Passanten die Unterklasse, Lena Liebl, Amelie Blessberger und David Anheißer repräsentierten als Mrs. Eynsford-Hill und deren Kinder Clara und Freddy die upper class. Köstlich waren die Auftritte von Moritz Grimm als Elizas Vater Alfred Doolittle. Das Überlebensgenie aus der Unterschicht mit seiner fast schon wieder moralischen Amoralität, der Müllkutscher, der durch Fügung zum Sittenprediger mit gesichertem Einkommen wird, bot dem jungen Darsteller reichlich Gelegenheit ein komisches Talent unter Beweis zu stellen. Mit Bravour verlieh er dieser köstlichen Figur ein authentisches Profil.

Umrahmt wurde die Aufführung von Selina Kaufmann (10b), Céline Mertesz (10 c) und Felix Kainz mit Klassikern aus dem Musical „My Fair Lady“, das auf der literarischen Vorlage von Shaw beruht.
„Pygmalion“ gilt als das bedeutendste Stück Shaws, der mit dem Diskussionsdrama einen neuen Dramentypus schuf, in dem weniger die Handlung als das Aufeinandertreffen verschiedener Meinungen und Ideologien im Vordergrund steht. Das macht wiederum deutlich, welch schwierige Aufgabe sich die Oberstufenschüler gestellt hatten. Aber durch ihr Spiel schafften sie es, dem ganz unterschiedlichen Publikum aus Eltern, Freunden, Schulkameraden, Lehrern, Ehemaligen und Theaterfans aus der 5. Klasse das Komische und Satirische des Stücks ebenso anschaulich zu machen, wie das Ernste. So betonten die Zuschauer am Ende, eine überaus ansprechende Komödie mit Tiefgang und z.T. wirklich überragende darstellerische Leistungen der jungen Schauspieler genossen zu haben.