St.-Gotthard-Gymnasium der Benediktiner Niederaltaich

Schultheater

Das Spiel mit dem Grauen

Schülerinnen und Schüler des Oberstufenkurses Dramatisches Gestalten brillierten in einer „kriminalistischen Phantasie über Jack the Ripper“ von Cornelia Wagner.

Jean-Baptist Singelées chromatische Folgen aus einem Konzert für zwei Saxophone – als Auftaktmusik von Emma Wölfl (Q12, Saxophon) und Kilian Heimlich (Q12, Klarinette) intoniert – werden jäh von einem gellenden Schrei unterbrochen, dann ist alles finster. Das Publikum, das die Neue Turnhalle des St.-Gotthard-Gymnasiums in Niederalteich bis zum letzten Platz füllt, ist zunächst verschreckt, dann unruhig, doch schnell wieder gelöst, es wird gelacht, getuschelt … Man hat es begriffen, es sollte bei diesen Theaterabenden am 26. und 27. Januar 2018 um das Spiel mit dem Grauen gehen. Also ein gelungen platzierter Einstiegsschocker für ein Theaterstück über „Jack the Ripper“. Nur die jüngsten Zuschauer hielten sich dann bei jedem Scheinwerferblackout wieder Ohren zu, weil sie einen erneuten Schrei fürchteten, was sie aber nicht hinderte, wie gebannt dem Schauspiel zu folgen und den Spielern an den Lippen zu hängen. Auch hier faszinierte das Entsetzen.

Vielleicht ist es dieses geheime Behagen am Grauen, das den Stoff über den Londoner Serienkiller so zeitlos macht, dass sich immer wieder Film und Theater dafür interessieren. In ihrer „kriminalistischen Phantasie über Jack the Ripper“ verwebt die Theaterautorin Cornelia Wagner verschiedene dokumentierte Spuren, Namen und Hinweise in künstlerischer Weise mit einer Spielhandlung um das letzte Opfer des Rippers, die Prostituierte Mary Jane Kelly, und Inspektor Frederick George Abberline, den leitenden Detective in den Ermittlungen der Rippermorde.

Folgende Schüler wirkten mit:

Patrizia Hinz Q11 als Mary Jane Kelly, das 5. und letzte Opfer des Rippers
Elena Rainer und Aliyah Parsons Q11 als Julia und Lizzie, Marys Freundinnen (Prostituierte)
Paul Rüpl Q11 als Joseph Barnett, Marys Freund
Moritz Grimm Q11 als Inspektor Frederick Abberline
Eva Pletl Q12 als Rechtsmedizinerin Dr. Reid 
Dominik Jung Q12 als Sir Charles Warren, Polizeichef
Amelie Blessberger Q11 als Polizistin Morris
Isabell Forster Q12 als Simmons, Reporterin des Star
Nicole Michel Q12 als Mrs. Bird, Besitzerin des Pub „Britannia“
David Anheißer Q11 als Georg Hutchinson, ein stotternder Soziopath
Laura Glockner Q11 und Nico Schneider Q 11 als das Ehepaar Mc Carthy, die Vermieter von Mary
Martina Meyritz Q11 als Maronenverkäuferin Mme. Paumier
Lena Liebl Q11 als Zeitungsverkäuferin
Benedikt Schiefl Q11 als ein geheimnisvoller Fremder, das Phantom des Rippers

Die Bühne war schlicht und in schwarz gehalten. Zwei Kulissenelemente – in bewährter Weise von der Kunstpädagogin Caroline Barbir mit Schülerinnen ihrer Wahlkurse gestaltet - zeigten die dunklen Umrisse des Rippers auf der einen und seinen berühmten, in roter Tinte geschriebenen „Sehr geehrter Boss“-Brief auf der anderen Bühnenseite. Vor diesem Hintergrund entstanden in 18 Szenen die Schauplätze des Stücks: die Straßen von Whitechapel, in denen sich die schrecklichen Morde ereignen, die Polizeistation der Metropolitan Police und der Pub „Britannia“.

Durch ihr subtiles Spiel gelang es den jungen Darstellern, dem Publikum den Eindruck zu vermitteln, dass am Ende viele verdächtig waren, der soziophobe Stalker ebenso wie der frustrierte Polizeichef, aber auch der Vermieter Mc Carthy, dessen dunkle Geheimnisse Mary Jane auszuplaudern drohte, oder gar Abberline … oder doch der betrogene Liebhaber Joe Barnett oder Simmons von der Presse selbst? Cornelia Wagner hat mit ihrem Schauspiel ein Stück über die Angst vor dem Unbestimmten, das man überall und in jedem lauern sieht, geschrieben und die jugendliche Theatertruppe unter der Regie von Sr. M. Gratia Rotter hat dies überzeugend umgesetzt. Während Polizei und Presse sich im Verfolgen von Spuren und Ermitteln von Verdächtigen ein ergebnisloses Wettrennen liefern, „phantomisiert“ sich der Schrecken in der Bevölkerung. Benedikt Schiefl Q 11 stellte maliziös und kaltblütig den geheimnisvollen Unbekannten mit seinem auffälligen Handkoffer dar, dem jeder irgendwo begegnet sein will oder den jeder angeblich zuletzt irgendwann mit dem Opfer gesehen hat.