Für den Projekttag konnten von der Fachschaft Geographie ausgesprochene Experten gewonnen werden. Prof. Dr. Johann Stötter, führender Geograph der österreichischen Klimawandelforschung an der Universität Innsbruck, und Prof. Dr. Dieter Anhuf von der Universität Passau, exzellenter Kenner der Tropen, gaben den Schülerinnen und Schülern in interessanten Vorträgen einen Überblick über den gegenwärtigen Stand der Forschung.
Prof. Dr. Stötter erläuterte anschaulich den Anstieg der Temperaturen in Abhängigkeit vom Ausstoß von Treibhausgasen durch das Verbrennen fossiler Energieträger durch die Menschheit seit der Industrialisierung. Er betonte, dass es nun in den Händen der Jugendlichen liege, durch Verhaltensänderung und Beeinflussung ihrer Umgebung den Klimawandel abzumildern. Das 21. Jahrhundert sei das Jahrhundert der großen Herausforderungen, das Jahrhundert der Anpassung und Transformation beim Energieverbrauch in bestimmten Lebensbereichen wie Wohnen, Mobilität und Ernährung. Die Politik könne die Rahmenbedingungen schaffen, jeder Einzelne müsse aber einen Beitrag leisten, wenn das Ziel der Klimakonferenz von Paris, die Erderwärmung auf unter 2°C zu begrenzen, erreicht werden solle.
Prof. Dr. Anhuf informierte in seinem Vortrag zunächst anhand von Tabellen und Grafiken über den Verlauf des Klimawandels. Infolge der Dürre – und der damit verbundenen Hungerkatastrophe in der afrikanischen Sahelzone – gewann Anfang der 1970er Jahre das Problem der fortschreitenden Wüstenbildung immer stärker an Bedeutung. Bei der 1977 im kenianischen Nairobi erstmals abgehaltenen Klimakonferenz gelangte man zu der Einsicht, dass die menschlichen Eingriffe in die Natur mit Schuld an dieser Klimaveränderung seien. Niederschlagsrückgang und steigende Durchschnittstemperaturen würden u.a. durch vermehrten Ausstoß von Kohlendioxid verursacht, das durch den Einsatz fossiler Energieträgern freigesetzt werde. Bilder von Gletscherschmelzen in den Gebirgen unterstrichen eindrucksvoll die Folgen von steigenden Temperaturen.
Im Anschluss an die Vorträge widmeten sich die Schülerinnen und Schüler in vier parallel abgehaltenen Workshops verschiedenen Aspekten des Klimawandels. Lara Lütke-Spatz, Koordinatorin des Netzwerks "Hochschulen für nachhaltige Entwicklung" in Bayern an der Katholischen Universität Eichstätt, an der LMU München und an der Universität Innsbruck, und Stephan Kokott, Geographielehrer am Gymnasium Niederalteich, leiteten zusammen mit den beiden Professoren die Workshops.
Frau Lütke-Spatz zeigte den Schülern mögliche Handlungsfelder auf wie Wohnen, Verkehr, Energieverbrauch und vor allem Ernährung. Sie erklärte zum Beispiel, dass die Energiebilanz bei vegetarischer Ernährung wesentlich besser sei als beim Verzehr von Fleisch, weil Rinder ja viel Energie in Form von Getreide konsumierten und zusätzlich noch große Mengen des Treibhausgases Methan produzierten. Die Schüler wurden in die Diskussion einbezogen und bewiesen dabei erstaunlich viel Hintergrundwissen.
Herr Kokott führte den Schülern vor Augen, wie in den USA durch den Einfluss von Ölkonzernen und Lobbyisten Politiker dazu gebracht werden, den Klimawandel zu leugnen und im Kongress jeden Beschluss zu einer Reduzierung des Treibhausgasausstoßes zu blockieren. Außerdem wurde lebhaft diskutiert, welche Rolle einerseits die USA, wo die Menschen pro Kopf den weltweit größten Energieverbrauch haben, und andererseits die bevölkerungsreichsten Länder der Erde, China und Indien, die erst im Begriff sind sich unserem Lebensstandard und damit auch unserem Energieverbrauch anzunähern, bei der Klimaerwärmung spielen und in Zukunft spielen werden.
Als Fazit der Gesprächsrunden kann man festhalten, dass der Klimawandel eine der größten Herausforderungen unserer Zeit darstellt. Die Jugendlichen, die noch etliche Jahrzehnte auf der Erde vor sich haben, sind es, die von der Notwendigkeit des Umdenkens überzeugt werden müssen. Denn sie sind es, die ihre eigene Zukunft gestalten und in ihr leben werden. Das Bewusstsein bei der Bevölkerung und hier besonders bei Jugendlichen müsse geschärft werden für die Notwendigkeit eines gesellschaftlichen Wandels, betonte Prof. Stötter. Die Akzeptanz für die nötigen Handlungen, Kompetenzen, Handlungsbereitschaft und -fähigkeit solle gestärkt werden.
Der Klimatag, der als Kooperation des St.-Gotthard-Gymnasiums mit den geographischen Fakultäten der Universitäten Passau und Innsbruck gestaltet wurde, wird auch im nächsten Schuljahr wieder stattfinden. In näherer Zukunft sind weitere gemeinsame Projekte, eventuell auch verbunden mit Exkursionen in die Alpen, geplant.