St.-Gotthard-Gymnasium der Benediktiner Niederaltaich

Gotthard-Konzert am St.-Gotthard-Gymnasium

Alljährlich wird in Niederalteich des Heiligen Gotthard mit einem Konzert um seinen Gedenktag am 5. Mai herum gedacht. Das Gotthard-Konzert bildet gleichzeitig den musikalischen Abschluss des Abiturientenjahrgangs, dessen Schwanengesang sozusagen. Man könnte in das diesjährige Programm des Konzerts einiges hineinlesen. Die Idee von Vergehen und Auferstehen, von Aufhören und Anfangen, Beschließen und Starten. Die beiden markanten Werke, die in der atmosphärisch ausgeleuchteten Basilika diese Eckpunkte beschrieben (Technik Christoph Gerstl, Lucas Knötig), könnten im Ausdruck nicht unterschiedlicher sein. Die Auszüge aus dem Requiem von Gabriel Fauré, dargeboten von Chor und Orchester, changieren in französischer Klangsinnlichkeit zwischen melancholischer Betrachtung über den Tod und dessen Überwindung. Ganz anders Händels Oratoriumsschlager Halleluia aus dem „Messiah“, das den Schlusspunkt des Konzerts bildete. Hier ist kein Zweifel angebracht. Ein begeisterter Jubel entfesselt sich da in einer barocken Plastizität, die keinen Widerspruch zulässt, keine Unsicherheit kennt.

Möglich, dass die Lesart des Konzerts nicht geplant war. Wahrscheinlicher ist, dass die pädagogische Absicht der Lehrkräfte dahinterstand, die Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlichen Stilen vertraut zu machen und eine Vielfalt zu erarbeiten und vorzustellen, wie es in Niederalteich möglich ist. Zu hoch gegriffen ist nämlich in dem Konzert nichts. Nicht bei Fauré und nicht bei Händel, nicht im klangvollen Triumphmarsch aus Verdis Aida, interpretiert vom Bläserensemble, noch in den traumhaft versunkenen Stücken der Gitarrengruppe. Beim Spiel von Chiara Ebner an der Orgel, von Emma Zitzelsberger an der Harfe und unter der Leitung von Stefan Binder, Christoph Hackl, Alexander Gsödl, Stefanie Immertreu und Peter Kessler entsteht Musik, die berührt und unter die Haut geht.

Und doch: Vergehen und Auferstehen begegnen an diesem Abend nicht nur musikalisch. Thematisch ordnen sich die Werke in die Zeit nach Ostern ein, in dem das Auferstehen und Anfangen nach dem Tod gefeiert wird. Zu Ende geht mit dem Gotthard-Konzert dann ganz konkret an der Schule die Ausbildungszeit der Q12, die mit dem Abitur ihren Lauf abschließt und in einen neuen Lebensabschnitt starten. Nicht zuletzt ist 2024 dann auch das Ende des G8, des achtjährigen Gymnasiums, das nun seinen Betrieb einstellt. Nächstes Jahr wird es kein Abitur geben. Sein Auferstehen feiert es im G9 im Jahr 2026.

Mal beschwingt, wie mit dem Flötenensemble beim Tanz der Rohrflöten, mal herb und spannungsreich mit Jehan Alains Litanies auf der Orgel oder triumphal mit der Bläsereröffnung zeichneten die Schülerinnen und Schüler emotionale Impressionen, die ihnen aus dem Leben bekannt sein dürften - eine Gefühlswelt, die sich zwischen dem Requiem-Down und dem Halleluja-Up auftut.

Sinnfälliger als sonst gestaltete sich an diesem Abend durch die vielen Bezüge des Schließens und Öffnens auch die Blumenzeremonie. Schulleiter Johann Lummer überreichte den musikalisch aktiven Schülerinnen und Schülern der Q12 weiße Rosen zum Dank für die Hörgeschenke, die sie im Lauf der Jahre der Schulgemeinschaft bereitet haben. Das tränende und das lachende Auge, mit dem viele die Rose entgegennahmen, spiegelte wohl die Thematik zwischen Fauré und Händel wider. Jetzt ist es aus. Und jetzt geht es los. Halleluja!

Bernhard Falk / 18.04.2024