St.-Gotthard-Gymnasium der Benediktiner Niederaltaich

Aktivitäten

Mit Flyer über faire Kleidung aufs Siegerpodest nach Berlin

Niederalteicher Gymnasiasten gewinnen beim Schulwettbewerb des Bundespräsdidenten zur Entwicklungspolitik – Einladung ins Schloss Bellevue zur Siegerehrung

Das Team der Projektgruppe mit Devrim Avci, Theresa Eder, Martin Eiblmeier, Julia Forster, Lisa Holzinger, Johannes Irber, Celina Völkl, Carmen Werrlein, Emma Wölfl und dem erstellten Flyer zusammen mit dem Filmteam aus Berlin.

Ein ungewohntes Bild bot sich im Gotthard-Gymnasium: Das Filmteam „Die Kosmonauten“ aus Berlin drehte einen halben Tag und recherchierte die Entstehung des Wettbewerbsbeitrages der Aktivphase „Auf dem Weg zur Mitte“. Mit dem Beitrag haben die Schüler einen der ersten drei Plätze belegt.

Wie leben die Menschen in anderen Teilen der Welt? Und wie leben wir? Was können wir dafür tun, dass sich unser Zusammenleben in der Einen Welt verbessert? Was sind soziale, wirtschaftliche, ökologische und politische Faktoren für eine gerechte und partnerschaftliche, nachhaltige Entwicklung?

Mit diesen Fragen beschäftige sich die Projektgruppe „Auf dem Weg zur Mitte“ der 8. Jahrgangsstufe an unserer Schule und machten mit beim Schulwettbewerb des Bundespräsidenten zur Entwicklungspolitik.  Die Gruppe von neun Schülerinnen und Schülern ging es in erster Linie um die Textilindustrie und um die Lebensverhältnisse der Näherinnen vor allem in Indien und Bangladesch. Entstanden ist ein Einkaufsführer für ökologische und fair gehandelte Mode im Deggendorfer Land.

 

Mit seinem Schulwettbewerb „Alle für Eine Welt – Eine Welt für alle“ ruft der Bundespräsident Schüler der Klassen 1 bis 13 alle zwei Jahre zur Auseinandersetzung mit Themen globaler Entwicklung auf. Der Wettbewerb 2013/14 hat das Ziel, den Lernbereich Globale Entwicklung im Unterricht aller Jahrgangsstufen zu unterstützen und Kinder und Jugendliche für die Eine Welt zu sensibilisieren und zu aktivieren.

Zum Siegerpreis gehört nicht nur die zweitägige Reise in die Bundeshauptstadt und das Zusammentreffen mit dem Bundespräsidenten, der die Siegerpreise überreichen wird, sondern auch ein TV-Spot über das Projekt und die Schule. Ein Filmteam aus Berlin war zwischenzeitlich für einen halben Tag an der Schule und interviewte die jungen Gymnasiasten über ihre Motive und Motivation, sich am Wettbewerb zu beteiligen. Der betreuende Religionslehrer Alfred Hüttinger ist froh, engagierte und begeisterte Schüler mit nach Berlin nehmen zu können. „Mich freut es für die Schüler, dass sie eine Fahrt nach Berlin als Siegerpreis erhalten. Aber noch mehr freut mich, dass sie sich für die Lage der Naherinnen in Bangladesch interessieren und unseren Konsum kritisch hinterfragen. Und das Preisgeld werden sie auch unserem Partner in Bangladesch zukommen lassen“.

Nun warten die jungen Gymnasiasten auf ihre Reise nach Berlin Anfang Juli und sind gespannt, welchen Platz sie auf dem Siegertreppchen einnehmen dürfen. Denn alle Offiziellen des Wettbewerbes hüllen sich in Schweigen und haben die Ränge 1 bis 3 nicht verraten.

 

Das Konzept und die Umsetzung

Bei den Niederalteicher Schülern entstand die Idee, einen Einkaufsführer für Textilien im Deggendorfer, Plattlinger und Osterhofener Raum zu erstellen, wo Firmen aufgeführt sind, bei denen es fair gehandelte oder ökologische Kleidung zu kaufen gibt. Darin sollten ebenfalls entsprechende Prüfsiegel aufgeführt sein, damit man sich beim Einkauf orientieren kann. Aufgeschreckt hatten sie die Presseberichte über den Einsturz des Rana-Plaza-Gebäudes in Dhaka/Bangladesch, wo mehr als tausend Näherinnen vor rund einem Jahr ihr Leben verloren haben. 

 

„Immer häufiger dokumentieren die Medien menschenunwürdige Arbeitsbedingungen, Niedrigstlöhne, Schadstoffbelastungen der Umwelt und der Arbeiterinnen in der globalisierten Textilindustrie. Wir wollten dem auf den Grund gehen und schauen, was wir dagegen tun können“ so die Teilnehmer in ihrem Wettbewerbsbeitrag. Die Gotthard-Schüler informierten sich im Rahmen des Wettbewerbs über die Lebensverhältnisse der Näherinnen, sichteten Zeitungsberichte und verfolgten Fernsehdokumentationen.

 

Nach dem Entschluss, sich am Wettbewerb zu beteiligen, griffen sie selber zu Nadel und Faden, stellten ihre Ergebnisse am Elternabend vor und verkauften die entstandenen Textilien beim Weihnachtsbasar der Schule. Das Geld spendeten sie an Näherinnen in Bangladesch. Deren Situation schilderte Mahbubul Islam, der Direktor von Dipshikha Bangladesh, einer bengalischen Entwicklungshilfeeinrichtung, zu der das St.-Gotthard-Gymnasium seit 2005 Kontakt hat und Klassenpatenschaften unterhält. Er machte während seines Deutschlandaufenthaltes in Niederalteich Station und erzählte von seiner Arbeit. Nach dem Besuch beschäftigte sie noch mehr die Frage: Wo können wir ökologische und fair gehandelte Mode kaufen? Sie machten sich über Prüfsiegel schlau, verschickten Rundschreiben an Firmen und riefen über die Presse, die Firmen, die fair gehandelte  und ökologisch hergestellte  Textilien im Warensortiment haben auf, sich bei der Gruppe zu melden. „Viele Schülerinnen und Schüler möchten modische, aber auch ökologische und fair hergestellte Klamotten kaufen. Aber wo finden wir diese? Welchen Marken können wir als junge Käuferinnen vertrauen?“ so Carmen Werrlein, eine der beteiligten Schülerinnen.

 

 „Wir waren schon erstaunt, dass nur fünf Firmen auf unseren Aufruf geantwortet haben. Entweder ist es ihnen die Mühe nicht wert oder sie haben wirklich weder faire noch ökologische Mode in ihren Regalen“, resümiert Lisa Holzinger. „Aber immerhin: Fünf Firmen meldeten sich und mit  allen weiteren Rechercheergebnissen erstellten wir unseren kleinen Flyer mit den Infos, wo im Degegendorfer Land ökologische und fair gehandelte Mode zu kaufen ist“. Emma Wölfl von der Projektgruppe fasst ihre Eindrücke während der Erarbeitungsphase zusammen: „Ich habe in der Zeit mehr über die Lebensbedingungen und Arbeitsverhältnisse in anderen Ländern erfahren. Und ich achte jetzt auch mehr darauf, fair gehandelte Mode zu kaufen“. Und Devrim Avci ergänzt: „Für mich war es schockierend, die Arbeitsbedingungen der Näherinnen in Indien so vor Augen geführt zu bekommen. Ich möchte auch weiterhin mehr über die Arbeit der Näherinnen erfahren und auch auf den neusten Stand bleiben. Endlich wissen wir, wohin wir gehen müssen, damit wir Mode mit geprüften Siegeln kaufen können. In Deggendorf sind dies ‚Der Weltladen‘ und ‚Bettina - Schenken und Wohnen‘, in Plattling ‚Witt Weiden‘, in Osterhofen ‚Da Vinci Smartwear‘  und in Straubing das Modehaus Hafner“.