St.-Gotthard-Gymnasium der Benediktiner Niederaltaich

Französisch-Preis des St.-Gotthard-Gymnasiums verliehen

Iris Engel auf Grund ihres hervorragenden Einsatzes für das Fach Französisch mit dem Sœur-Emmanuelle-Preis ausgezeichnet

Preisverleihung: Iris Engel mit Schulleiter Johann Lummer und ihrer Französischlehrerin Ulrike Wagner

Im Französisch-Workshop

Jedes Jahr wird am Gotthard-Tag eine Schülerin bzw. ein Schüler der Q11 für besondere Verdienste um das Fach Französisch geehrt. Auf Grund der Corona-Pandemie verschob sich die Preisverleihung jedoch diesmal ins erste Halbjahr der 12. Jahrgangsstufe. Mitte Februar 2021 erhielt nun Iris Engel den Sœur-Emmanuelle-Preis.

Dabei hatte die Preisträgerin bereits in der 10. Klasse dank ihres herausragenden Einsatzes für die Völkerverständigung im Rampenlicht gestanden. In einem zweisprachigen Vortrag stellte sie mit Marie Rüpl, einer Mitschülerin aus der 11. Jahrgangsstufe, den wenige Monate davor von Kanzlerin Angela Merkel und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron unterzeichneten Aachener Vertrag vor. Vor zahlreichen Vertretern des Partnerschaftsvereins Lalling-Rémy (Frankreich)-Besiny (Tschech. Rep.) sowie Vertretern aus Politik und Lehrerschaft erläuterte sie die Eckpunkte des Vertrags abwechselnd auf Französisch und Deutsch.

Ihre Begeisterung für die französische Sprache weiterzugeben und die jungen SchülerInnen hierbei mitzunehmen, ist für Iris Engel ein Leichtes. Mit großer Freude am Umgang mit den Grundschülern gab sie diesen am Tag der Offenen Tür mit viel Geduld und Einfühlungsvermögen erste Einblicke in das Französische. Dieses Jahr wird das leider nicht möglich sein, aber Iris Engel wird mit Sicherheit weiterhin Wege finden, ihre Liebe zur französischen Sprache und Kultur zu pflegen. Die Schulfamilie wünscht ihr alles Gute!

Der Prix Sœur Emmanuelle

Seit dem Schuljahr 2013/14 wird am St.-Gotthard-Gymnasium der Prix Sœur Emmanuelle verliehen.

Auf Anregung des Katholischen Schulwerks in Bayern und dank der Unterstützung des Elternbeirats soll der Französisch-Preis in Zukunft jährlich überreicht werden. Ausgezeichnet werden Schüler, denen über mindestens zwei Schuljahre hinweg ein überdurchschnittliches Engagement im Fach Französisch bestätigt werden kann.

Wer war Sœur Emmanuelle, nach der der neue Französisch-Preis benannt wurde? Sœur Emmanuelle, in den Umfragen nach dem beliebtesten Franzosen / der beliebtesten Französin über viele Jahre auf Platz 1 in Frankreich, wurde von vielen als das Gewissen der Nation betrachtet.

Geboren wurde sie 1908 unter dem Namen Marie Madeleine Cinquin als Kind aus einer wohlhabenden Familie. Mit 5 Jahren verlor sie ihren Vater, mit 22 Jahren wurde sie (zunächst gegen den Willen ihrer Mutter) Ordensschwester. Nach Studium und Promotion unterrichtete sie bis zum Ende ihres Berufslebens Töchter aus wohlhabendem Haus und Diplomatenkinder, zuletzt in Ägypten.

Mit über 60 Jahren folgte sie dann ihrer eigentlichen Berufung: Sie lebte von 1971 bis 1993 in einer Müllsiedlung in Kairo mit den Ärmsten der Armen, wobei sie für sich nicht in Anspruch nahm, besser als diese zu leben.

Sie baute Schulen und Kindergärten mit gesammelten Spendengeldern, gründete die Hilfsorganisation „Association Soeur Emmanuelle" (ASMAE), die Bedürftige in Ägypten, im Sudan, in Burkina Faso, im Libanon, in Madagaskar, auf den Philippinen, in Haiti usw. unterstützt und kehrte erst nach Frankreich zurück, als man sie mit 85 Jahren ins Kloster zurückrief.

In Frankreich wirkte sie aber bis zuletzt für die Armen und ergriff, wo immer sie es für nötig hielt, das Wort für die Unterdrückten. Sie erhielt zahlreiche Preise, u.a. von den französischen Präsidenten Chirac (Kommandeur der Ehrenlegion) und Sarkozy (Großoffizier der Ehrenlegion), wobei sie aber auch diesen gegenüber als Mahnerin auftrat, wenn es z.B. um die Obdachlosenpolitik ging. Selbst an Rom wandte sie sich mit der Bitte um Neuerungen.

Wenige Wochen vor ihrem 100. Geburtstag starb sie in der Nacht auf den 20. Oktober 2008 im südfranzösischen Altenheim ihres Ordens.

In einem ihrer letzten Interviews fragte sie, die jeden duzte, den Journalisten freundlich: „Und was machst du für die Armen?"

Die Mutter der Müllmenschen, wie sie genannt wurde, ist für uns alle ein Beispiel gelebter Nächstenliebe, das wohl kaum jemand überbieten kann. Als Vorbild passt Sœur Emmanuelle hervorragend zum Geist des St.-Gotthard-Gymnasiums. Und damit trägt der Französisch-Preis zu recht ihren Namen.